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Zaun stellen mit den Älplern/Schafbesitzern


VonGaby Oswald- Geschrieben am29 June 2008

Der Zaun. Ein leidiges Thema. Alle wollen ihn, aber keiner will ihn aufstellen. Ich kann fragen wen ich will, niemand will die Verantwortung übernehmen und seine Hilfe definitiv zusagen. Jeder verweist mich an einen anderen.

Bernadette macht den Vorschlag, ich solle zum Zeitpunkt der Milchabgabe zur Käserei fahren. So bin ich letzten Montagabend um 21 Uhr zur Käserei spaziert. Dort habe ich mich den Älplern vorgestellt. Nach gut einer halben Stunde hat Hans rumgefragt, wer am Freitag Zeit hätte. Drei haben zugesagt und wir haben uns um zwölf Uhr bei der Oberstaffel verabredet. Zur Erinnerung habe ich noch einen Zettel in der Käsi ausgehängt, damit alle wussten, wann wir die Pfosten stecken.

Auf der Fahrt hinauf zur Oberstaffel höre ich DRS 3. Im Mittagsspiel «DRS3 macht es Büro uf» höre ich eine bekannte Stimme vom CSL Behring, wo ich einige Jahre gearbeitet habe.

Patrick spielt mit. CSL macht zwei Punkte. In der Zwischenzeit bin ich oben angekommen. Ich höre weiter Radio, denn ich möchte wissen, ob meine Ex-Arbeitskollegen das Stechen gewinnen. Leider verlieren sie, die Zahl war doch etwas zu hoch geschätzt. An dieser Stelle einen lieben Gruss an alle bei CSL Behring AG.

Da ich nun zu spät bin suche ich mit meinem Spiegelrohr, so heisst hier der Feldstecher, nach den Älplern. Ich sehe sie in einem sehr steilen Stück und bin froh, dass ich zu spät bin und nicht ganz da oben rumkraxeln muss. Den ich wäre ihnen keine gute Hilfe. Die Älpler spazieren locker in diesem Steilhang herum, während ich versuchsweise dem Hang Meter für Meter kämpfend abringe. Ich traue meinen Schuhen nicht zu, dass sie mich stabil auf dem Boden halten - und das feuchte Gras ist auch nicht vertrauenswürdig.

Deshalb steige ich weniger steil diagonal zum Zaunverlauf den Hang hoch und versuche, die Älpler im ersten Drittel einzuholen. Das gelingt - und am Schluss trage ich einen zweiten Rucksack. So habe ich das Gefühl nicht ganz nutzlos zu sein.

Nach gut fünf Stunden haben wir, respektive die Älpler, die Pfosten gesteckt und ich bin froh wieder auf einem Wanderweg gehen zu können.

Morgen muss ich wieder in diesen Hang, den Schafbesitzern helfen. Bei diesem Gedanken graust es mir. Warum tue ich mir das an? Wandern auf steilen Wegen ist ein Vergnügen, aber das hier ist nichts für Unterländer.

 

Der Zaun geht direkt unter den beiden Felsen rechts im Bild durch.Vom Heli aus sieht besonders gruselig aus.

 

Nach einer Nacht, in der ich etwas länger zum Einschlafen benötigte, hole ich um sieben Uhr die Schafbesitzer bei der Bergstation ab. Zu viert fahren wir mit Klein-Subi hinauf zur oberen Staffel. Die Schafbesitzer starten dort, wo ich gestern mit den Älplern aufgehört habe. Sie ziehen den Draht Richtung Brunni. Ich fühle mich in diesem Teil schon viel sicherer als gestern, wobei Kari meint, ein Schuh mit »Mont Blanc»-Eisen wäre eine gute Investition für mich. «Mont Blanc»-Eisen sind Zacken, die man vom Schuhmacher an die Fersen montieren kann.

 

 

Aber obwohl ich diese Eisen noch nicht habe, klettere ich heute etwas sicherer im Hang herum und versuche jeden Pfosten zu erreichen und den Draht bei den Isolatoren einzufädeln. Bei den ganz steilen Stellen, lasse ich Josi das machen. Ich werde aber immer mutiger und gegen Mittag schaffe ich alle Isolatoren alleine.

Nach dem Mittagessen kommen wir in den super steilen Teil. Kari geht vor und ich setze meinen Schuh immer in seine Spur. Er macht mir Tritte und ich schaffe es bis zum alpinen Wanderweg. Die anderen arbeiten weiter, ich aber kann nicht mehr. Da hat es nur noch Felsen, ich bin müde und setze mich auf einen Stein. Kaum fünf  Minuten ausgeruht, nähert sich ein REGA-Helikopter. Er fliegt die Bergspitzen hinter uns ab. Nachdem er ein paar Minuten über uns gekreist ist, stoppt er einen Moment und fliegt dann hinunter zu einem Fleck Wiese, wo er landen kann. Eine Person steigt aus. Der Heli fliegt wieder hoch und seilt eine Person ab. Ich frag nach, ob es da oben einen Weg gibt. Kari verneint. Der Heli fliegt wieder zur wartenden Person zurück und bleibt dort etwa fünf Minuten. Dann holt er die abgesetzte Person und eine weitere Person mit der Seilwinde aus dem Berg heraus. Mir geht es nicht mehr gut. Ich bin froh, dass ich nicht im Steilhang stehe sondern auf einem Stein sitze. Dieser Rettungseinsatz ist psychologisch nicht optimal. Da oben ist in drei Wochen mein Hirte-Gebiet und nach der ersten Woche werden schon Personen mit der REGA herausgeflogen.

Ich bleibe auf meinem Stein sitzen und warte bis die anderen fertig sind. Für heute reicht es mir. Ich kann in den nächsten Wochen noch genug in diesem Hang den Schafen nachlaufen. Ich hoffe, dass ich bis im Herbst genauso gut und sicher in diesem Hang herumturne wie die Älpler und Schafbesitzer.