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Rollentausch: Ich als Älplerin

VonGaby Oswald- Geschrieben am19 August 2008

Täglich sehe ich wie die neun Älpler ihre Kühe in den Stall treiben. Später am Abend fahren sie die Milch in die Käserei. Was passiert in der Zwischenzeit im Stall?

Ich will es wissen! Nazca und ich treiben heute Abend die Kühe in den Stall von Älpler Hanspeter. Nazca macht das sehr gut. Wenn aber eine Kuh mit Hörnern auf sie loslaufen will, stehe ich ihr zur Unterstützung bereit. Die Kühe sind nicht gewohnt an Hunde.

Hanspeter bindet die Kühe an ihren Plätzen im Stall fest. Kipfeler Sepp beginnt die Kuhschwänze festzubinden. Ich schaue genau zu und binde bei der ersten Kuh den Schwanz fest. Das sieht einfacher aus, als es ist. Bei der dritten Kuh geht es schon besser. Dafür hat sich der Knoten bei der ersten bereits wieder gelöst.

Hanspeter reicht mir ein Paar Stiefel, eine Schürze und eine Kappe. Ich ziehe alles an. Hanspeter und Sepp rauchen Pfeife während sie arbeiten. Also bekomme auch ich eine Pfeife. Ich gebe sie aber nach ein paar zaghaften Zügen an Reto weiter. Das Rauchen überlasse ich den Männern.

Sepp hat die restlichen Kuhschwänze in der Zwischenzeit hoch gebunden. Nachdem sich mein Knoten bei einer weiteren Kuh gelöst hat, scheint das nicht meine Stärke zu sein.

Jetzt müssen die Euter der Kühe mit einem Waschlappen und warmem Wasser gereinigt werden. Eine Arbeit, die ich übernehme. Das Euter ist schwer zu beschreiben: Es ist fest - und dennoch weich. Ich wasche die Euter gründlich ab. Manche Kühe haben sich mitten in ein Alpentörtchen gelegt. Bei denen muss ich öfter über das Euter reiben, bis es sauber ist. Nach dem Waschen der Euter wird jede Zitze kurz angemolken. Bei jeder Zitze soll dreimal Milch rausspritzen. Dann kommt die Melkmaschine ans Euter. Hanspeter kann durch Abtasten spüren wie lange er die Melkmaschine am Euter lassen kann. Das Euter ist nach dem Melken nicht mehr so straff und fest, dann ist es leer.

Hanspeter erklärt mir, dass pro Liter Milch rund 500 Liter Blut durch das Euter fliessen müssen.

Jetzt soll ich also vormelken. Ich schaue zu wie Sepp die Kuh melkt. Es sieht sehr einfach aus. Nach meinen ersten zögerlichen Versuchen klappt das Melken sehr gut. Bei einzelnen Kühen schaffe ich es auf Anhieb, dass die Milch rausspritzt. Nach dem Melken wird jede Zitze in einer Jodmischung gebadet zur Desinfektion.

Die Milch wird draussen durch einen Filter gegossen und in Kannen abgefüllt. Der Filter verhindert, dass Schmutz in die Milch gelangt. Anschliessend wird die Milch mit Wasser abgekühlt auf unter 10 Grad.

Alle Kühe sind gemolken. Hanspeter beginnt mit der Reinigung der Melkmaschine. Dann kontrolliert er den Filter durch den die Milch in die Kannen geflossen ist. Jetzt würden wir ja sehen, wie ich gearbeitet hätte! Hanspeter ist überrascht: Der Filter ist sehr sauber! Er zeigt mir einen Filter von gestern. Der ist im Vergleich zu meinem richtig schmutzig.

Reto und ich füttern nun die Schweine mit Schotte. Die Schotte ist das Abfallprodukt, das nach dem Käsen übrigbleibt. Die Schweine sind ganz wild darauf. Ich muss den Schlauch festhalten aus dem die Schotte in den Trog fliesst, da ein ganz freches Schwein immer wieder in den Schlauch beisst. Danach geben wir ein wenig Mastfutter dazu.

 

Jetzt müssen wir noch den Stall reinigen. Zweimal mit dem Besen durchfahren - und sauber ist der Stall. Leider aber nur für 20 Sekunden, weil eine Kuh schon wieder einen Fladen hat fallen lassen. Also nochmals durch - und sauber.

Nach einer Minute haben schon wieder zwei Kühe einen Haufen liegenlassen. Ich mache Feierabend. Hanspeter macht sich auf den Weg in die Käserei. Vorher zieht er sich aber noch um. Auf dem "Tschoopen" von Hanspeter hat es deutliche Spuren von Kuhkacke. So kann er nicht in die Käserei fahren, denn die wirkt auf mich sehr steril. 

Ich mache mich auf den nach Hauseweg und habe mein Wissen als Hirtin erweitert. Beim Einschlafen frage ich mich: "Kuhhirtin, wäre das auch etwas für mich?"

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