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Wanderung zur grossen Spitze mit Josi und Brigitte
Ich habe mich um 6.30 Uhr mit Josi und Brigitte verabredet. Wir wollen gemeinsam auf die Spitzen. Gestern Abend hat Vreni angerufen und mitgeteilt, sie habe Reklamationen bekommen - die Schafe seien unterhalb des Zauns.
Also gehen wir hoch. Oben angekommen sehen wir die sechs Ausreisser-Schafe unterhalb des Zauns. Einmal mehr steige ich meinen «Lieblingshang» hinauf und drücke die Schafe hoch. Ich habe heute Sina mit dabei, damit sich Nazca etwas ausruhen kann. Sina läuft x-mal unter dem Zaun hindurch und berührt ihn. Ich bezweifle, ob da Strom durchfliesst wie er eigentlich sollte. Um das zu überprüfen, sollten wir den Draht anfassen, aber wir trauen uns nicht. Josi nimmst irgendwann dann doch allen Mut zusammen - und wirklich, der Zaun «zwickt» nicht ein bisschen.
Wir gehen den Zaun ab und Josi und Brigitte flicken ihn an zwei Stellen. Jetzt geht es endlich weiter hoch. In der Tiefen Spitze hat es eine Gruppe Schafe und ein Lamm, das bei einem Schneefeld liegt. Zwischendurch leckt es Schnee und legt sich dann wieder hin. Josi meint, das Tier sehe nicht gut aus und würde wohl nicht überleben.
Wir verteilen Salz, fangen zwei, drei hinkende Schafe ein und behandeln die Klauen. Das kleine Lamm liegt immer noch da unten. Josi geht zum Schneefeld um ihre vom Klauen schneiden blutigen Hände zu säubern. Ich bitte sie, sich das Lamm genauer anzusehen und mir die Ohrmarken-Nummer anzugeben. Das Schaf will sich nicht einfangen lassen, aber da es sehr schwach ist, erwischt es Josi dann doch. Ich schreibe die Nummer auf und Josi meint, es sei ein Fliegengewicht. Ich will wissen, was wir jetzt mit dem Lamm machen sollen. Brigitte und Josi sind der Meinung, das wir nichts tun können. Den Besitzer informieren? Nein, den würden sie kennen, dem sei ein Lamm egal. In dem Moment steht der Kleine auf und kommt hoch zum Stein, wo vorher das Salz war. Josi hat trockenes Brot mit dabei und der Kleine frisst es. Meine Leinsamen-Kräcker werden auch zu Brosamen verarbeitet. Der Kleine frisst gierig. Schweren Herzens lasse ich ihn zurück und hoffe das er es schafft.
Wir gehen weiter, behandeln weitere Schafe und essen auf der Spitze unseren z'Mittag. Nach einigen Überlegungen beschliessen wir, nun doch hinter dem Blauhorn durchzuwandern. Josi fragt mich zum vierten mal, ob ich Schwindelfrei sei. Ich beantworte die Frage mit einem leicht zögernden «Ja». Ich frage sie, ob es denn so schlimm sei. Sie meint, es gebe halt viel Schiefer-Stein - und das sei nicht jedermanns Sache. Falls ich Angst bekäme solle ich es sagen, dann würden wir wieder zurück gehen.
Josi nimmt Sina und geht voraus, dann komm ich, hinter mir Brigitte. Wir kommen gut voran, behandeln wieder Schafe. Dann geht es am Horn vorbei. Etwas mulmig ist mir schon und ich beschliesse, auf meinem dicken Hintern den Schiefer runterzurutschen. Meine Hose hat es knapp überlebt. Nur ein kleines Loch, das man kaum sieht.
Es geht weiter bis zu einer ganz kurzen Passage, die mir aber ganz und gar nicht geheuer ist. Brigitte und Josi helfen mir wörtlich Schritt für Schritt. Danke ihr zwei! Ohne euch wäre ich umgekehrt. Wir legen eine weitere Pause ein. Ich bin müde. Ich bin seit fünf Uhr auf und die letzten Tage ständig unterwegs gewesen. Ich will endlich wieder hinunter weil ich befürchte, dass alles noch schlimmer wird. Zum Glück irre ich mich: Es wird nicht schlimmer, aber ich bin so müde, dass ich mich schlecht auf den Weg konzentrieren kann und mich verkrampfe. Schritt für Schritt geht es weiter zum Grätli. Unter uns weiden Ziegen - die sind also auch wieder hier. Ich werde den Geissen-Sepp benachrichtigen, dass seine Tiere wieder auf Sittlisalperseite sind!
Unten angekommen sehen wir, dass wieder Schafe unterhalb des Zauns sind. Josi und Brigitte gehen den Zaun ab, während ich meine alte sehr müde Sina zur Hütte bringe und Nazca hole, um die Schafe hochzutreiben. Nach gut zwanzig Minuten bin ich wider oben. Brigitte und Josi haben den Zaun kontrolliert und die Schafe sind wieder oben. Gemeinsam geht es mit Subi zurück zu meiner Hütte. Josi meint, ich könne Stolz sein. Hinter dem Blauhorn durchzugehen würden sich sogar viele Urner nicht trauen!