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Hinkende Schafe


VonGaby Oswald- Geschrieben am05 August 2008

Wie an so vielen Orten in der Schweiz verbreiten sich auch im Kanton Uri Gerüchte. Aus wenigen hinkenden Schafen werden ganze Herden von lahmen Schafen. Ab sofort müssten jetzt alle meine Schafe lahmen. Weiter haben hinkende Schafe nach Ansicht von Wanderern Klauenfäule, weil das der einzige Grund sein kann, dass ein Schaf lahm geht.

Aber was ist überhaupt Klauenfäule oder Moderhinke?

Die Moderhinke ist eine weit verbreitete Klauenerkrankung bei Schafen. Die Erreger der Erkrankung sind Bakterien. Der Erreger hat auf Weiden und im Boden eine begrenzte Lebensdauer von rund 14 Tagen (unter günstigen Umweltbedingungen aber bis zu sechs Monaten). Daher sollten Schafe von Weiden, auf denen betroffene Tiere standen, mindestens ein halbes Jahr ferngehalten werden. Die Erkrankung wird durch feuchte Böden in Verbindung mit mangelnder Klauenpflege stark begünstigt. Da die Erreger nach oben genannter Zeit im Boden absterben, sind andere erkrankte Tiere die einzige dauerhafte Ansteckungsquelle. Deshalb genügt es nicht, die betroffenen Tiere zu behandeln, sondern die ganze Herde muss in die Behandlung einbezogen werden, da die Tiere sich sonst immer wieder gegenseitig anstecken.
Die erkrankten Tiere lahmen. Mit fortschreitender Erkrankung stützen sich die Tiere beim Grasen auf die abgewinkelten Karpalgelenke, um die schmerzenden Klauen zu entlasten. Die Entzündung beginnt im Zwischenklauenspalt und greift von dort auf die angrenzende Hornwand über. Das Horn der Klauen löst sich vom Rand beginnend von der Klaue ab. Im so entstandenen Spalt bildet sich eine übelriechende, eitrige Masse.

Mehr dazu hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Moderhinke 

Bis jetzt habe ich auf meiner Alp kein einziges Schaf gesehen, das sich beim Weiden hinkniet. Das wäre ja das typische Anzeichen für Moderhinke.

Warum gibt es bei mir aber dennoch Schafe, die lahm gehen und behandelt werden müssen?

Die Klauen der Schafe wachsen wie unsere Fingernägel - und die muss jeder von uns regelmässig schneiden. Das ist bei den Schafen nicht anders. Das Horn wächst und wenn nötig schneide ich ihnen die Klauen.

Stell dir vor du musst Barfuss über ein Feld von Schiffersteinen gehen. Deine Füsse hätten danach Schnittwunden und wären wund. Nazca, mein Bordercollie, hat diese Erfahrung bereits gemacht. Ihre eine Pfote blutete so stark, dass ich ihr einen Verband anlegen musste, um die Blutung zu stoppen.

Meine Schafe verletzen sich auch an den scharfen Steinen. Vor allem die jungen Tiere mit den weichen Klauen sind anfällig für Verletzungen. Da ich nicht jeden Tag 700 Schafe einfangen und auf den Po setzen kann, achte ich vor allem auf Schafe, die hinken oder ihren Fuss nicht belasten. Ist das der Fall, ist das für mich ein Zeichen, dass sich ein Schaf verletzt hat. Im Anfgangsstadium sieht das bei der Klaue aus wie ein Stich. Später, wenn es sich entzündet hat, kann es vorkommen das sich Eiter in der Wunde sammelt. 

Es ist aber nicht immer die Klaue, die ein Hinken verursacht. Es gibt auch Verletzungen an den Beinen, die dazu führen, dass ein Schaf lahm geht. In diesem Fall wird die Wunde am Bein mit Wundspray behandelt. Bei diesen Arten von Verletzungen sieht man den Schafen nach zwei Tagen kaum mehr an, dass sie noch vor wenigen Tagen Probleme hatten. Hat sich die Wunde jedoch entzündet, unterstütze ich den Heilprozess mit Penicilin. Damit kann die Entzündung gestoppt werden. Nach ein paar Tagen werden diese Schafe dank den roten Ohren (Markierung, dass sie eine Spritze bekommen haben) besonders gut beobachtet. Meine Erfahrung ist: Nach gut einer Woche sieht man ihnen nichts mehr an.

Meine Hauptaufgabe ist es also möglichst früh zu erkennen ob ein Schaf sich an der Klaue verletzt hat. Je später ich es erkenne, umso schlimmer kann die Klaue ausehen.

Fazit: Ein guter Hirte muss seine Schafe immer gut im Auge behalten.

Hallo Gaby
seit ich im UW auf der Titelseite deinen Bericht gelesen habe, bin ich jeden Morgen neugierig was du uns heute wieder für eine schöne Geschichte schreibst.